Friederike von Unruh vom Prosperkolleg Team.

von Friederike v. Unruh

Das Web-Seminar des Virtuellen Forschungsnetzwerks CEreserachNRW befasste sich im April mit dem Thema „Zirkuläre Wertschöpfung aus Unternehmenssicht – Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis?“. Constanze Schweizer, CEO der sapor GmbH, berichtete über Ihre Bemühungen zirkulär zu handeln, Ihre Erfolge, aber auch über die Herausforderungen zirkuläre Produkte zu vertreiben.

Die sapor GmbH stellt Trockenseifenspender vor allem für den öffentlichen Waschraum, aber auch die direkten Endverbraucher:innen her. Trockenseifenspender haben im Gegensatz zu Flüssigseifen einige Vorteile. So sind sie zum Beispiel hygienischer und sparsamer. Die offenen Flüssigseifenbehälter verkeimen aufgrund des Wasseranteils in Flüssigseifen von innen schnell, weshalb nach und nach keine offenen Systeme zum Nachfüllen mehr verwendet werden, sondern geschlossene Seifenkartuschen aus Kunststoff, bei denen die Pumpe mit angeschweißt ist. Diese sind natürlich umweltbelastender, da zum einen die Kartuschen oft nicht komplett restentleert und meistens zu früh gewechselt werden und ca. 10% der Seife ungenutzt bleiben. Zum anderen entsteht ein großer Kunststoffberg an Müll. Zudem können die meisten Kartuschen und Flüssigseifenspender nur thermisch verwertet werden, da unterschiedliche Materialien aus Kostengründen miteinander verklebt werden. Ein weiterer Vorteil von festen Seifen ist, dass bei der Produktion mit bestimmten Rezepturen auf Chemie komplett verzichtet werden kann, so dass man die sapor Seifen sogar in der Natur verwenden könnte. Zwei Stücke sapor Trockenseife im sapor Trockenseifenspender ersetzten 2 Liter Flüssigseife.

Das Unternehmen hat seinen Sitz auf dem UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein. Dort befindet sich auch ein kleines Trockenseifenspender-Museum und ein Laden, der für den Austausch mit den Endverbraucher:innen genutzt wird.

Nach der kurzen Unternehmensvorstellung sprach Constanze Schweizer über ihre Motivation ökologisch, sozial, ökonomisch und zirkulär zu handeln. sapor biete eine gute Grundlage diese Werte umzusetzen, da – paradoxerweise – viele Jahre im Unternehmen keine Innovationen vorangetrieben wurden. Alte Maschinen wurden nicht entsorgt, man wechselte nicht zur Kunststoffverpackung, es gab keine Design-Änderungen und die Produktion wurde nicht nach Asien verlegt. Das erleichtert nun die Produktion zirkulärer Produkte.

Bei der Recherche nach geeigneten Materialien für neue Produkte wie den Taschen-Seifenspender SAPOLINO stößt sapor immer wieder auf Herausforderungen. Häufig werben Unternehmen mit der Verwendung von Bio-Kunststoffen für nachhaltige Produkte. Hierbei wird oft vernachlässigt, dass die Infrastruktur, diese zu recyclen, fehlt , weshalb sie nicht wirklich zirkulär sind. Deshalb machte sapor sich auf die Suche nach Post Consumer Rezyklaten, merkte jedoch schnell, dass das Angebot sehr gering ist. Häufig ist der Abfall ungewaschen und somit nicht geruchsarm, was für Hygieneprodukte dann natürlich nicht in Frage kommt. Zudem wurde versucht auf alte Wasserflaschen zurückzugreifen, jedoch ließen sich diese nicht glatt verspritzen. Fast immer sind die Rezyklate zudem teurer als neuer Kunststoff.

sapor denkt aber nicht ans Aufgeben, sondern entscheidet sich für die Bio-Kunststoffe und gründet seinen eigenen Kreislauf, so dass die gebrauchten Seifenspender zurückgenommen und recycelt werden können. Die Spender der neusten Generation werden aus Bio-Kunststoffen hergestellt. Dabei entschied man sich für Recyclingkunststoff mit 70% Grasfaser. Sollte der Seifenspender nicht mehr Verwendung finden, nimmt das Unternehmen diesen zurück, schreddert ihn und führt das Material in den Kreislauf zurück. Zudem führt sapor für alle seine Seifenspender Ersatzteile, so dass die Produkte reparierbar sind.

Constanze Schweizer hat hierbei immer den Anspruch, selbst mit ihrer Lösung zufrieden zu sein. Die sapor GmbH könnte mittlerweile schon viel größer sein, aber sapor ist 100% eigenfinanziert, so dass alle Gewinne wieder in neue Projekte fließen und das Wachstum rein organisch ist, Schritt für Schritt und lieber gesund und nachhaltig. Schweizer sagt, die Entwicklung besonderer Produkte benötige Zeit und man könne als kleines Unternehmen zunächst nur kleine Chargen produzieren. Das unternehmerische Handeln höre aber nie auf. So testet sapor neue Rezepturen für Waschmittel, Geschirrspülmittel und Allzweckreiniger und greift dafür auf natürliche, lokale Saponine und Essensreste zurück, um die Nutzung von Palmöl gänzlich zu vermeiden. Oder auch neue Geschäftsmodelle sind im Gespräch. Sie sagt aber auch, dass man die Reise immer wieder überdenken solle.

Auf die Frage, ob es eine Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis gebe, antwortete Constanze Schweizer, dass sie diese Lücke eher in der Gesetzgebung sehe. Der Gesetzgeber sollte Anreize für die Herstellung zirkulärer Produkte schaffen: steuerliche Vorteile für Reparaturen oder eine schnelle Abschreibung für hochqualitative Produkte. Andere Länder, wie zum Beispiel Kanada, sind in diesen Themen schon weiter. Den Austausch mit der Forschung sieht sie positiv. Gerade im Bereich Biokunststoffe habe sie viel Input erhalten. Sie fordert auf weiter zu forschen und immer den Austausch mit der Praxis zu suchen.