von Nils Westerveld

Unternehmensnetzwerk ging in die zweite Runde

Zwei Wochen ist es her, als am 16.09. das zweite Mal Unternehmer:innen aus Emscher-Lippe und darüber hinaus virtuell zusammen kamen, um neues über zirkuläre Geschäftsmodelle zu erfahren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Impulsgeberin war dieses Mal Frau Cornelia Obitz von IKEA Deutschland, die sich den interessierten und kritischen Fragen des Publikums stellte. Im Mittelpunkt des Vortrags stand IKEAs Vision, als Unternehmen bis 2030 „People & Planet Positive“ zu werden.

 
People & Planet Positive

„Bis 2030 werden wir klimapositiv sein und nur noch erneuerbare Ressourcen verwenden, während das Geschäft weiter wächst“ titelt bereits eine der ersten Folien. Denn IKEA hat sich dem im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziel verpflichtet, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Für das ressourcenintensive Unternehmen spielt das Thema Circular Economy daher gleich dreifach eine zentrale Rolle. Denn zum einen macht die Rohstoffbeschaffung einen Großteil des CO²-Fußabdrucks des Unternehmens aus, zum anderen stellt die schwindende Verfügbarkeit von günstigen Rohstoffen IKEA zunehmend vor immer größere Herausforderungen. Denn nur wenn die Rohstoffverfügbarkeit gesichert ist, können auch weiterhin Produkte angeboten werden die sich möglichst viele Menschen leisten können. Darüber hinaus habe sich die Erwartungshaltung der Kunden verändert, so Cornelia Obitz. Es sei nicht mehr nur die Qualität und der Preis der Produkte entscheidend, Kunden forderten eben auch, dass IKEA als Unternehmen Verantwortung übernehme und so bspw. nicht zur Verschwendung von Ressourcen beitrage. Denn schlussendlich möchte niemand ein schlechtes Gewissen wegen der Produkte haben, die man kaufe.

Deswegen beschäftige man sich bei IKEA intensiv damit, wie die Nutzung von Produkten und Materialien verlängert und Abfall vermieden werden könne. Neu ist auch das Verständnis der eigenen Produkte als CO²-Senke und als Rohstoffspeicher der Zukunft. So ist auch zu erklären, dass eines der strategischen Ziele darin besteht, die eigenen Kunden dazu zu befähigen, IKEAs Produkte auf zirkuläre Weise zu nutzen, zu pflegen und weiter zu geben.

 
Inspirierende Beispiele und Lust am Experimentieren

Sehr reflektiert ordnete Frau Obitz die Ambitionen des Unternehmens ein. Man sei sich der ehrgeizigen Ziele, die man sich selbst auferlegt habe, durchaus bewusst. Um diese Ziele zu erreichen experimentiere man mit verschiedenen Ansätzen, um zirkuläre und wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle aufzubauen.

IKEA konzentriert sich dabei vor allem darauf, ein umfangreiches Angebot zum Pflegen und Reparieren der eigenen Produkte vorzuhalten, gebrauchte Produkte anzubieten und die Kund:innen zur Weitergabe von Produkten anzuregen. Darüber hinaus experimentiere man mit „Möbel(n) als Service“. Damit IKEAs Produkte in Zukunft so gestaltet werden, dass sie sich mit den Prinzipen einer Circular Economy vereinbaren lassen, hat IKEA einen eigenen Leitfaden entwickelt. Der „Circular Product Design Guide“ greift verschiedene Ansätze zur zirkulären Produktgestaltung, wie z. B. Design for Repair, Design for Modularity oder Design for renewable or recycled Materials, auf und gibt den Designer:innen Orientierung anhand der fünf Dimensionen Form, Funktion, Preis, Qualität und Nachhaltigkeit.

In Deutschland experimentiert IKEA v. a. damit, wie den Möbelstücken ein zweites oder gar drittes Leben geschenkt werden kann. Unter dem Namen „Zweite Chance“ kauft IKEA bspw. bestimmte Produkte zurück. Diese werden dann in sog. „Circular Hubs“ (früher bekannt als „Fundgruben“) wieder zum Verkauf angeboten. Mit Aktionen wie z. B. dem #BuyBack Friday versucht IKEA Kund:innen für die Circular Economy zu sensibilisieren und über die „Circular Hubs“ mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Im Dialog wolle man den Kund:innen das vorhanden Wissen zur Reparatur und Aufbereitung von IKEA Produkten, aber auch rund um das Thema Upcycling zu vermitteln. Langfristig möchte IKEA das Volumen der verkauften Second Hand Möbel weiter skalieren, dafür müssten jedoch zunächst die entsprechenden Kapazitäten geschaffen werden. Wohin die Reise gehen kann zeigt bspw. der erste IKEA Second-Hand-Shop, der im Großraum Stockholm liegt und ausschließlich Produkte anbietet, die repariert und aufbereitet wurden. Bislang beschränke sich IKEA dabei jedoch auf die Top-Seller.

 
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