In seinem Impulsvortrag berichtete Paul Szabó-Müller über die anfängliche Idee der neuen Seminarreihe, die sich u.a. aus den Arbeiten von Prosperkolleg an der Schnittstelle von Circular Economy und Digitalisierung, dem BMBF-Projekt reWIR und nicht zuletzt den Ergebnissen einer Auftragsstudie des Prosperkolleg sergab.
So wurde ersichtlich, dass es verschiedene Ansatzpunkte für Unternehmen gibt, um Circular Economy in den eigenen Strukturen zu etablieren. Gemeinsame Schnittmenge war dabei die Wichtigkeit der Digitalisierung als Wegbereiter in allen Ansatzpunkten. Dass die Digitalisierung eng verwoben mit Nachhaltigkeitsaspekten ist, so Szabó-Müller mit Verweis auf ein Gutachten des WBGU, sei grundsätzlich nichts neues, aber ob sie sich diese „doppelte Transformation“ in eine positive oder negative Richtung entwickelt sei ungewiss und bedürfe bereits heute einer aktiven Gestaltung, um sie in die richtige Richtung zu lenken.
Ein sehr wichtiges Handlungsfeld sei dabei die „digitale Circular Economy“. Doch wo genau stehen KMU in diesem Themenfeld? Um dies herauszufinden beauftragte Prosperkolleg die innowise GmbH mit der Durchführung einer Studie, um zu identifizieren, welche digitalen Technologien in KMU im Einsatz sind bzw. kommen könnten, um zirkuläres Wirtschaften zu unterstützen anzustoßen. Szabó-Müller verwies in diesem Zusammenhang auf den vom Prosperkolleg entwickelten Potenzialcheck und die Circularity Matrix, mit welchen Unternehmen Potenziale und Ansatzpunkte für Circular Economy aufzeigt wird. Dabei soll Digitalisierung zukünftig stärkere Rolle spielen.
Im Anschluss folgte der Vortrag von Tim Wöhrmann, der die oben erwähnte Studie durchführte. Wöhrmann ist Berater und Forscher zum Thema Produktion und Instandhaltung, sowie Circular Economy bei der innowise GmbH.
Für die Studie definierte das Projektteam zunächst die Zielstellung und den Untersuchungsrahmen: Ziel war es, eine qualitative Grundlage an Erkenntnissen zu schaffen, die aufzeigt, inwiefern der Einsatz digitaler Technologien als Enabler für CE-Strategien in Unternehmen zu begreifen ist. Die Studie gibt einen tieferen Einblicke in das Zusammenspiel von Digitalisierung und der Umsetzung von CE . Die Studie war qualitative ausgerichtet und ist als explorativ zu verstehen. Die Studie fokussierte sich dabei auf KMU in NRW. KMU haben oftmals keine eigenständige Innovationsabteilung, Innovation ist bei diesen daher ein Querschnittsthema durch alle Abteilungen hindurch. Eine Einführung zirkulärer Prozesse ist jedoch unweigerlich verbunden mit der Schaffung von Innovationen im Produkt-, Prozess- oder Geschäftsmodellbereich.
Wöhrmann stellte die drei Arbeitspakete des Untersuchungskonzepts vor: zunächst erfolgte eine Literaturanalyse zu den Begriffen und Konzepten an der Schnittstelle von Circular Economy und Digitalisierung, dann eine qualitative Unternehmensbefragung und abschließend die Konzeption von (Beratungs-)Ansätzen, mit denen Potenziale in den jeweils befragten Unternehmen ergriffen werden könnten. Die Studie zeigt, dass durch den Einsatz digitaler Technologien Geschäftsmodelle transformiert werden können. Das Spektrum beinhaltet bspw. Technologien wie Additive Fertigung, Big Data, Block Chain, digitale Plattformen, digitale Produktpass, IOT, RFID oder den digitalen Zwilling. Diese bieten verschiedene Ansatzpunkte zur Umsetzung der Circular Economy bzw. der R-Strategien. Bereits heute seien einige Praxisbeispiele vorhanden, die teilweise von den Unternehmen nicht nach außen kommuniziert werden. Digitale Technologien nehmen hierbei weniger die Rolle des direkten operativen Umsetzungsinstruments ein, sondern zeigen stattdessen Suchräume oder Anwendungsmöglichkeiten auf. Die qualitativen Interviews zeigten einige Potenziale in den vier oben genannten Handlungsfeldern des Prosperkolleg Potenzialchecks auf. Auffallend war jedoch das fehlende strategisch bzw. systemische Vorgehen zur Umsetzung von Maßnahmen sowohl im Bereich Digitalisierung als auch Circular Economy, was an fehlenden Kapazitäten für Innovation und Unsicherheiten hinsichtlich der Umsetzung verbunden sein könnte. Die Studie zeigte, dass Digitalisierungsaktivitäten in Unternehmen problemspezifisch sind und konkrete Zielsetzungen verfolgen. Entsprechend sei es essentiell, die Mehrwerte einer digitalen CE zur Umsatzsteigerung, Kostensenkung und/oder Risikominimierung herauszuarbeiten. Dadurch ließen sich Unternehmen erfahrungsgemäß für entsprechende Unterstützungsleistungen wie Beratungen und für die Umsetzung von digitalen CE-Maßnahmen motivieren. Laut Wöhrmann seien regulatorische Anforderungen an Unternehmen (insbesondere im Rahmen der betrieblichen Nachhaltigkeit) weitere wichtige Treiber. Bis heute sind Nachhaltigkeitsbemühungen jedoch vorwiegend durch Compliance getrieben. In jedem Falle gilt jedoch, die jeweiligen Herausforderungen, Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten in den Unternehmen müssen berücksichtigt werden, wenn neue Bestrebungen im Unternehmen ein- und durchgeführt werden sollen. Vielen Dank für Ihre Teilnahme! Wir freuen uns, Sie auch bei unserem nächsten Webseminar von #CEresearchNRW begrüßen zu dürfen.
Wir freuen uns auf das nächste Seminar!
Bis dahin, Ihr Prosperkolleg-Team