Start » CEresearchNRW: Wie wird die Transformation zur Circular Economy in der Region ein Erfolg?
In seiner Einleitung verortete Paul Szabó-Müller (Prosperkolleg/ Hochschule Ruhr West) die Veranstaltung im Handlungsfeld „Menschen, Regionen und Städte“ des EU Circular Economy Plans, sodass sie eine Fortführung unserer Veranstaltungsreihe zu diesem darstellt. Unter Rückgriff auf die Idee der Großen Transformation zur Nachhaltigkeit des WGBU veranschaulichte er, dass sich die Untersuchungsregion des Prosperkollegs, die Emscher-Lippe-Region, in einer Übergangsphase von einer monostrukturierten linearen, zu einer diversifizierteren, aber immer noch linearen Wirtschaft befindet. Zudem sind erste Schritte in Richtung einer Transformation zu einer nachhaltigen, zirkulären Wirtschaft erkennbar. Jedoch seien im Transformationsprozess immer die historisch gewachsenen Stärken und Schwächen einer Region zu berücksichtigen, die im Zusammenspiel mit Chancen und Risiken des Trends zur Circular Economy den weiteren Transformationspfad bestimmen. Die
Herausforderungen und Potenziale für die Circular Economy Transformation, die sich aus den Nachwirkungen des Strukturwandels der letzten Jahrzehnte in der Emscher-Lippe-Region ergeben, veranschaulichte Paul Szabó-Müller anhand des Rankings des Prognos Zukunftsatlas 2022.
Prof. Martina Fromhold-Eisebith vom Lehrstuhl der Wirtschaftsgeographie der RWTH Aachen sieht in der regionalen Interaktion verschiedener Akteure einen Faktor, der die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft befördern kann. In der Region sind die Akteure im unmittelbaren Kontakt und können mit verhältnismäßig geringem Aufwand einen Wissensaustausch betreiben, der für Innovationen erforderlich ist. Zusätzlich teilen sich die Akteure einer Region oftmals vorhandene
Infrastruktur, Mind-Set und historisch bedingt auch spezifische regionale Merkmale, bspw. durch den gemeinsamen geschichtlichen Hintergrund der Montanindustrie im Ruhrgebiet. So können die Akteure aufgrund gemeinsamer Zielstellungen und Wertevorstellungen verhältnismäßig einfach Synergien schaffen, Ideen operationalisieren und so gemeinsame Innovationen erzeugen. Diese sollten dabei nicht zwingend durch High-Tech-Lösungen, sondern durch situativ am besten geeigneten Maßnahmen erreicht werden, sogenannte frugale Innovationen. Den Schlüssel zur
Umsetzung von Circular Economy sieht Martina Fromhold-Eisebith in regionalen Kooperationen: über den reinen Austausch von Stoffen hinaus erachtet sie gemeinsame Forschungsprojekte und die konkrete Umsetzung technischer und organisatorischer Neuheiten als elementar für eine erfolgreiche Transformation zu einer Circular Economy, die eine Vielzahl an unterstützenden / kollaborierenden Partnern öffentlicher, hochschulischer, bürgerschaftlicher und privatwirtschaftlicher Natur (in der Region) erfordere. Vertreter.innen dieser Akteursgruppen durften wir auf dem virtuellen Podium begrüßen.
Dr. Florian Klein, vertrat die Gruppe der „Circular Policy“. Er sieht in der CE eine Schlüsselstrategie zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele des Landes NRW. Die CE schaffe langfristige Wettbewerbsfähigkeit, verringere die Abhängigkeit von Ressourcenimporten und führe zu innovativen
Produkten und Geschäftsmodellen. Gleichzeitig betonte Dr. Klein die Unterstützung und Förderung des Landes NRW durch das MWIKE, die den verschiedenen Regionen innerhalb verschiedener Projekte zugutekomme, darunter Prosperkolleg in Emscher-Lippe, CirQuality OWL in Ostwestfalen-Lippe oder Circular Valley im Bergischen Land bzw. in der Rhein-Ruhr-Region. In diesem Zusammenhang betonte Klein außerdem die große Heterogenität der Projekte, hervorgerufen durch die stark ausgeprägten regionalen Unterschiede der Industrien innerhalb des Landes NRW. Für Klein erfordert eine erfolgreiche Transformation Veränderungsprozesse bei allen regionalen Akteuren, nicht nur den
Unternehmen. Dies sind bspw. auch Mitarbeiter:innen, Kommunen oder Konsument:innen.
Prof. Dr. Christa Liedtke, vertrat in der Podiumsdiskussion die Rolle „Circular Science“. Sie betonte, dass es bereits grundlegende Beiträge der Forschung zu einer Transformation für eine CE gebe und diese eine wissenschaftsbasiert beratende Funktion innerhalb des Transformationsprozesses einnehme. So sei es Aufgabe der Forschung, Erkenntnisse zu gewinnen und diese verständlich zu kommunizieren. Jedoch fänden in der Forschung teilweise zu wenig disziplinäre wie interdisziplinäre Diskurse zu den gesellschaftlichen und regionalen Herausforderungen einer Transformation statt. So würden wesentliche Probleme nicht von der Forschung aufgegriffen, während z.T. Nischenprobleme in jeglicher Detailtiefe beforscht würden. Liedtke forderte einen intensiven inter- und transdisziplinären Austausch, um forschungsseitig gezieltere und effektivere Transformationsbeiträge leisten zu können.
Hanne Hagedorn repräsentierte die Akteursgruppe „Circular Society“ bzw. „Circular Cities and Regions“. Sie sieht in den Kommunen und Regionen Europas Reallabore, die eine Transformation zu einer CE erproben. Hagedorn betonte in Anlehnung an die Quadrupel-Helix den Beitrag zu einer Transformation, den die unterschiedlichen Akteure leisten müssen. Ein besonderes Augenmerk schenkte sie in diesem Zusammenhang der (inter-)staatlichen Rolle, die nicht nur Hemmnisse der Implementierung beseitigen, sondern aktiv Vorreiterrollen stärken und Umsetzungen ermöglichen müsse. Zu diesem Zwecke entwickelt(e) die Circular Cities and Regions Initiative (CCRI), welche gezielt Vorreiterregionen und Cluster in der Umsetzung weiterer CE-Aktivitäten unterstützt, um deren
Leuchtturmrolle für andere Regionen zu festigen und diese als Best-Practice-Beispiele zu etablieren. Die CRRI ist eine Initiative im Rahmen des EU Circular Economy Actions Plans.
Für Lars Baumgürtel, Repräsentant der Gruppe „Circular Business“, stellt die unternehmerisch oft angestrebte Effizienzsteigerung in Unternehmen keine nachhaltige Handlungsalternative dar, da dies die Müllentstehung und Umweltverschmutzung nicht eliminiere, sondern lediglich verringere.
Vielmehr sei es anzustreben, die Umweltverschmutzung, Müllentstehung und CO2-Ausstoß komplett einzuschränken. Diesen “Race to Triple Zero“ möchte die Unternehmensinitiative „Transform-to-Zero“ angehen, deren Sprecher er ist und die eine enge Kooperation mit Prosperkolleg anstrebt. Eine solche Zielstellung sei nur durch das Überdenken der existenten Geschäftsmodelle und das Entwickeln von effektiven Lösungen erreichbar. Dabei stelle nicht nur das Einbeziehen des eigenen Unternehmensrahmens einen wichtigen Faktor dar, sondern das systematische Berücksichtigen der
gesamten Wertschöpfungskette. Baumgürtel betonte, dass akteursübergreifend regionale Kompetenzen und Stärken gebündelt werden sollten, um gegenseitig voneinander zu profitieren und
Synergien zu schaffen, die dann in einer möglichst ganzheitlichen Transformation der Region zu einer zirkulären Wirtschaft und nachhaltigen Gesellschaft führen.
Vielen Dank für Ihre Teilnahme! Wir freuen uns, Sie auch bei unserem nächsten Webseminar von #CEresearchNRW begrüßen zu dürfen. Das nächste Web-Seminar findet wie gewohnt am 01.12.2022,
15-17h online statt. Thema und Referent:innen dürfen Sie gerne der Einladung entnehmen, die Sie in Kürze erhalten.
Bis dahin, Ihr Prosperkolleg-Team