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veröffentlicht am 06.09.2022
Sowohl Transformation als auch Qualifizierung bedeuten Veränderung – und Transformation kann durch Qualifizierung befördert werden und umgekehrt. Bei der Suche nach geeigneten Instrumenten, mit denen man sich solchen Veränderungsprozessen strukturiert, zielführend, kreativ und gemeinsam mit Akteuren der Circular Economy annähern kann, sind wir auf die Canvas-Methode gestoßen. Sehr bekannt sind beispielsweise diverse Formen des Business Model Canvas für die Geschäftsmodellentwicklung, des Projekt-Canvas für die Projektentwicklung oder des Learning-Canvas für die Entwicklung von Lehr-Lernkonzepten.
Unser Circular Economy Transformation Canvas, kurz Prosperkolleg-Canvas, integriert in gewisser Weise Teilaspekte dieser drei Canvas-Beispiele. Er dient zur zielführenden Analyse von Rahmenbedingungen und Gestaltung von Veränderungsprozessen im Bereich der Circular Economy. Dabei setzt er den Schwerpunkt auf die Aspekte Information, Sensibilisierung und Qualifizierung. D.h. mit dem Canvas werden einzelne Aktivitäten bzw. Aktivitätsprogramme entwickelt, welche die betrachtete Zielgruppe für ausgewählte Themen der Circular Economy informieren, sensibilisieren und/oder qualifizieren sollen.
Der Canvas kann aber auch für diverse andere Veränderungsprozesse genutzt werden, wie uns Feedback von Teilnehmenden bestätigt. Der Prosperkolleg-Canvas kann unter anderem bei der Analyse und Ideenentwicklung in folgenden Anwendungsbereichen helfen:
Die Struktur des Circular Economy Transformation Canvas ist auf die Abbildung eines zu definierenden bzw. zu identifizierenden Veränderungsprozesses ausgerichtet, der beispielsweise durch eine Qualifizierungsmaßnahme unterstützt wird.
Der Prosperkolleg-Canvas besteht aus 8 Themenblöcken mit 17 Feldern. Die Canvas-Felder sind durchnummeriert. Einige Nummerierungen erhalten ergänzend einen Buchstaben. In Spalte 1 werden zunächst die übergeordneten Rahmenbedingungen und Trends für Circular Economy festgehalten, die den Handlungsdruck bzw. -spielraum der betrachteten Circular Economy Akteure bestimmen, die eine Veränderung anstreben (sollen). Diese werden in den Spalten 2, 3 und 4 in den Fokus gerückt. In Spalte 3 wird zunächst der Ausgangszustand identifiziert und in Spalte 4 der angestrebte Zielzustand. Ziel bzw. Aufgabe der Aktivität für Circular Economy ist schließlich, die Teilnehmenden vom Ausgangs- in den Zielzustand zu bringen, z.B. durch Qualifizierungsmaßnahmen. Die Ideenfindung und Planung von Aktivitäten, welche dies ermöglichen sollen, findet in Spalte 5 statt. Dabei sollten auch das Einholen eines einfachen Feedbacks (Feld 6) oder gar eine systematische Evaluation (Feld 7) mitbedacht werden. Feld 8 kann zur Dokumentation weiterer Ideen oder Aktivitäten genutzt werden, die sich beispielsweise an die in Feld 5 skizzierten Aktivitäten anschließen.
Der Circular Economy Transformation Canvas Canvas befördert eine Nutzer:innen zentrierte Gestaltung von Qualifizierungskonzepten. Denn wie bereits angedeutet stellt der Prosperkolleg-Canvas die beteiligten Akteure (Spalten 2, 3 und 4) und insbesondere die Teilnehmer:innen (Felder 2a, 3a und 4a) als Zielgruppe in den Mittelpunkt. Das Ziel bei der Bearbeitung des Canvas ist es, die optimale Aktivität bzw. das optimale Programm an Aktivitäten für die Teilnehmer:innen herzuleiten. In der Zeile b werden die Stakeholder abgebildet, die in der Regel nicht direkt an der Aktivität teilnehmen, aber indirekt von der Qualifizierung der Teilnehmer:innen profitieren (möchten), z.B. als Arbeitgeber:in, Kund:innen, Schüler:innen oder Studierende. Die Zeile c widmet sich den potenziellen Anbieter:innen (z.B. Trainer:in, Berater:in, Referent:in), welche die Qualifizierungsmaßnahme konzipieren bzw. durchführen sollen. Auch diese haben bestimmte Voraussetzungen (z.B. benötigte fachliche und methodische Kompetenzen) und Ziele (z.B. Einnahmen, Folgeauftrag, Weiterempfehlung, Reputation als Trainer:in).
Die Canvas-Sessions sollten von einer bis zwei Moderator:innen geleitet werden. Dabei konzentriert sich eine Person auf den Dialog mit den Session-Teilnehmer:innen (dies sind nicht unbedingt die Teilnehmer:innen der geplanten Aktivität), während die andere die Dokumentation vornimmt. Zunächst empfiehlt sich ein Einstieg mit einer persönlichen Vorstellung sowie der Erläuterung der Ziele und Methode. Je nach Vorkenntnissen der Session-Teilnehmer:innen ist zudem ein kurzer Impuls zur Circular Economy sinnvoll.
In der Regel arbeitet man die Canvas-Felder in der Reihenfolge der Nummerierung inkl. Buchstaben durch. So käme beispielsweise nach dem Feld mit der Nummer 1 das Feld mit der Nummer 2a, dann 2b usw. dran. Der Prosperkolleg-Canvas kann sowohl mit Einzelpersonen als auch mit (Klein-)Gruppen verwendet werden. Bei ein oder zwei Teilnehmer:innen kann direkt im Dialog gearbeitet werden. Dabei dokumentieren die Moderator:innen die Gedanken der Teilnehmer:innen mit (digitalen) Notizzetteln im jeweiligen Feld. Bei einer Gruppengröße ab drei Personen empfiehlt es sich, die Teilnehmer:innen in individueller Stillarbeit Ideen sammeln und dokumentieren zu lassen. Die Ergebnisse werden dann kurz in der Gruppe diskutiert bzw. kommentiert.
Zum Abschluss der Session sollte ein Gesamtblick auf den ausgefüllten Canvas geworfen und die nächsten Schritte vereinbart werden.
Bildung und Qualifizierung sind wichtige Bausteine für die Transformation hin zur Circular Economy und sind deshalb Gegenstand eines Arbeitspakets in unserem Forschungsprojekt.
Im Arbeitspaket „Qualifizierung“ liegt unser Schwerpunkt im Bildungsbereich Weiterbildung. Unser Ziel ist es, fundierte und bedarfsgerechte Qualifizierungskonzepte zu entwickeln, die Unternehmen und diverse Multiplikatoren („Train-the-Trainer“) dazu befähigen, Circular Economy voranzutreiben. Unsere Erkenntnisse lassen wir zudem in die Lehre an der Hochschule Ruhr West einfließen, um den Fachkräften von morgen das Thema Circular Economy möglichst früh mit auf den Weg zu geben.
Wir haben beispielsweise das Instrument Prosperkolleg-Canvas entwickelt, mit dem man Qualifizierungsbedarfe und Ideen für Qualifizierungskonzepte integriert, systematisch und partizipativ erheben bzw. entwickeln kann. Damit sind wir beispielsweise auf die Idee gekommen, flexible hybride Lernkonzepte zu entwickeln, die gemeinsames Lernen (z.B. Online-Workshops) und Selbstlernangebote kombinieren, die sich auf innovative E-Learning-Methoden stützen. Damit möchten wir der hohen Diversität der Circular Economy Akteure gerecht werden, die sich oft ‚nebenbei‘ in das Thema einarbeiten müssen.
Der Prosperkolleg-Canvas steht Ihnen im Rahmen einer Creative Commons Lizenz kostenlos zur Verfügung. Sie können sich ein Miro-Board kopieren oder ein PDF herunterladen, wo sie ausführliche Erläuterungen zum Ablauf und zu den einzelnen Canvas-Feldern finden. Alle Infos sind als Anregung zu verstehen. Machen Sie am besten Ihre eigenen Erfahrungen und entwickeln Sie Ihren eigenen Stil. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und freuen uns über Ihr Feedback!