Bei einer Rückholung und Wiederaufbereitung kehren ganze Produkte oder Komponenten durch Rücknahmesysteme zum Hersteller zurück und werden für die Wiederverwendung oder stoffliche Wiederverwertung aufbereitet. Wiederverwendung verlängert den Produktlebenszyklus – in jedem Fall wird der Bedarf an Primärrohstoffen reduziert.
Bei einem Produkt-Service-System (PSS) werden Produkt und Dienstleistungen gebündelt vermarktet. Es besteht im Kern aus einem materiellen Sachprodukt, das zielgerichtet durch Serviceprodukte ergänzt wird. Gängige Typen von PSS sind:
Produktorientierte PSS: Hierbei werden zusätzlichen Services (z.B. Wartung) im Zusammenhang mit dem Produkt angeboten.
Nutzungsorientierte PSS: Das Eigentum am Produkt verbleibt beim Hersteller, er überlässt es den Nutzenden beispielsweise durch Vermietung, Sharing oder Leasing. Der Hersteller garantiert die Funktionalität und kümmert sich z.B. um Wartungs- und Reparaturarbeiten.
Ergebnisorientierte PSS: Die Verträge bestehen ausschließlich über die zu erbringende Leistung, z.B. das Bereitstellen von Triebwerksstunden anstelle des Erwerbs eines Triebwerks in der Luftfahrt.
Beachten Sie jede Phase im Lebenszyklus Ihres Produkts – von der Herstellung bis zum Lebensende – und konzentrieren Sie sich besonders darauf, was nach der aktiven Nutzungszeit damit geschieht. Dies ermöglicht Ihnen nicht nur, Kundenbedürfnisse besser zu erkennen, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten zu entdecken.
Tipp: Das use2use Design Toolkit unterstützt Sie dabei, zirkuläre Ansätze aus der Perspektive von Nutzenden zu betrachten. Es fördert die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen für Sharing-Modelle und den Kauf gebrauchter Produkte. Erfahren Sie mehr auf use2use.se.
Helfen Sie Ihren Kundinnen und Kunden, die Lebensdauer Ihrer Produkte zu maximieren. Erweitern Sie Ihr Angebot um produktbezogene Dienste wie regelmäßige Wartung. Dadurch identifizieren Sie auch Verbesserungsmöglichkeiten am Produkt und bauen eine engere Kundenbindung auf.
Stellen Sie einfache, anschauliche Anleitungen, Online-Tutorials oder Simulationen bereit, um die Produktnutzung und -effizienz zu verbessern.
Beispiel: Schneider Electric’s EcoStruxture-Plattform bietet zustandsorientierte Wartung an. Durch die Analyse von Überwachungsdaten elektrischer Systeme werden Probleme frühzeitig erkannt. Dies trägt unter anderem dazu bei, den Energieverbrauch zu optimieren und führt so zu einer Reduktion von CO2-Emissionen und Kosten. Mehr erfahren auf se.com.
Erweitern Sie Ihre Dienstleistungen um Reparaturen, die intern oder durch spezialisierte Partner erfolgen können.
Stellen Sie Schulungsmaterialien und Online-Tutorials zur Verfügung, um Ihre Kunden in die Lage zu versetzen, kleinere Reparaturen selbstständig durchzuführen. Auf diese Weise steigern Sie die Kundenzufriedenheit, fördern die Langlebigkeit Ihrer Produkte und senken gleichzeitig Ihre Servicekosten.
Beispiel: Miele, Hersteller von Haushalts- und Gewerbegeräten, bietet ein Online-Geräte-Reparaturcenter, Selbsthilfe-Videos und einen Service-Assistenten beim Gerätekauf. Mehr dazu unter miele.de.
Halten Sie stets eine ausreichende Menge an Ersatzteilen bereit, um umgehend auf Kundenanfragen reagieren zu können. Eine effiziente Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist auch für B2B-Kunden entscheidend, um Ausfallzeiten zu minimieren und einen störungsfreien Betrieb sicherzustellen.
Für bestimmte Produktgruppen ist die Bereitstellung von Ersatzteilen übrigens längst Pflicht: Die im März 2021 in Kraft getretene neue EU-Ökodesignverordnung für Elektro- und Haushaltsgeräte sieht vor, dass Hersteller Ersatzteile für mindestens sieben bzw. zehn Jahre vorhalten und Reparaturanleitungen frei zur Verfügung stellen müssen.
Beispiel: Bosch bietet seinen Kunden ein Online-Suchtool an, mit dem sie Original-Ersatzteile für ihre Geräte finden können. Ersatzteile für beispielsweise Haushaltsgroßgeräte sind bis zu 15 Jahre verfügbar. Mehr dazu unter bosch-home.de.
Implementieren Sie ein Sammel- und Rücknahmesystem, um Kreisläufe zu schließen. So können Sie Produkte, Komponenten, Verpackungen oder auch kritische Ressourcen weiternutzen und Abfälle reduzieren. Dies können Sie durch Kooperationen mit Partnern in der Lieferkette umsetzen.
Beispiel: Wilo setzt ein effizientes Rücknahmesystem für ausgediente Pumpen um. Die Rückführung der Alt-Pumpen organisiert Wilo durch Zusammenarbeit mit Großhandel, Fachhandwerkern, Recyclingbetrieben. Mehr Informationen finden Sie auf wilo.com.
Geben Sie Ihren alten Produkten ein zweites Leben, indem Sie sie vollständig funktionstüchtig machen. So können Sie Produkte zu einem günstigeren Preis in einem Zustand „wie neu“ anbieten. Das kommt bei umweltbewussten Verbrauchenden gut an, fördert die Kundenbindung und erschließt neue Kundengruppen. Wiederaufbereitete Produkte können Sie selbst oder auch über Online-Plattformen und Marktplätze vertreiben.
Beispiel: Tonies bietet generalüberholte gebrauchte Audio-Geräte zu einem rabattierten Preis an. Weitere Informationen finden Sie auf tonies.com.
Als Produzent sind Sie Experte für Ihre Produkte. Wenn Ihr Produkt in Ihrem Eigentum verbleibt, können Sie die Wartung und Reparatur in optimaler Weise gewährleisten. Digitale Methoden wie intelligente IT-Systeme und Fernüberwachung können Sie bei einer automatisierten Wartung unterstützen. Auch an seinem Lebensende haben Sie so automatisch Zugriff auf Ihr Produkt und können Materialen und Komponenten weiterverwerten.
Schließen Sie Verträge mit Ihren Kunden ab, die auf Dienstleistungen rund um Produkte basieren. Solche Produkt-Service-Systeme (PSS) können vom einfachen Zusatzservice bis zum Sharing-Modell reichen.
Bieten Sie verschiedene Servicelevel oder flexible Lösungen an, damit Ihre Kunden genau das erhalten, was sie benötigen. Entwickeln Sie eine transparente und einfache Preisstruktur, die Überraschungen bei den Kosten vermeidet und das Modell attraktiv macht.
Beispiel: TRILUX bietet mit “Light as a Service” ein umfassendes Beleuchtungspaket. Kunden mieten individuell konfigurierte Beleuchtung zu einem festen monatlichen Preis, ohne in Planung, Installation oder Betrieb investieren zu müssen. Erfahren Sie mehr auf trilux.com.
Information und Angebot zur Entwicklung von PSS: Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik bietet Expertise zur Entwicklung von PSS-Lösungen an. Diese Unterstützung hilft Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit unter sich wandelnden Marktbedingungen zu stärken.
Strategien zur Entwicklung von PSS: Das VDI Zentrum Ressourceneffizienz bietet Informationen zum Thema PSS mit den Schwerpunkten Ressourceneffizienz, Anwendungsbereich und Grenzen, Umsetzungswege sowie Praxisbeispiele und Methoden.
Make it circular! – Entwicklung neuer Geschäftsmodelle: Dieses Strategiespiel hilft KMU und Start-ups, zirkuläre Geschäftsmodelle spielerisch zu erkunden und regt zur Reflexion der eigenen Unternehmensstrukturen an.
Autorinnen: Ivonne Caballero-Echeverria, Beatrice Beitz